Episode 2

In der Raiko mit der Inquisition zusammenstößt.

Raikos Lungen brannten, als er endlich die Transportplattform erreichte. Es war die einzige hier in dem Distrikt und nur wenige Taxipods warteten hier auf Kundschaft. Er hatte gar nicht gemerkt, wie schnell er gerannt war. Das heruntergekommene Haus, in dem er nach Spuren gesucht hatte, lag einige Kilometer entfernt, auf der anderen Seite des Viertels, in dem keiner freiwillig wohnte. Im Gegensatz zu ihm konnten die Bewohner des Viertels nicht frei über ihren Wohnort entscheiden. Sie gehörten jemandem, waren Sklaven, bis sie ihre Schulden abgearbeitet hatten.

Die Beweise in seiner Tasche würden ihm helfen, den Flüchtigen aufzuspüren. Sie würden ihn wahrscheinlich gleich hier behalten, bis er die Kosten abgearbeitet hatte, die er durch den Mord verursacht hatte. Es würde ihm einen guten Bonus bringen.

Aber zuerst musste er nach Hause.

Der beißende Gestank von brennenden Chemikalien stach ihm in die Nase. Raiko hustete laut, als der Rauch beißend in seinen Bronchien ankam.

Ein paar Meter entfernt drängten sich Obdachlose um ein Feuer. Schwarzer Qualm stieg von dem brennenden Haufen auf. Raiko wandte den Blick ab und beschleunigte seinen Schritt. Er wollte nicht wissen, was sie alles ins Feuer warfen.

Die autonomen Fahrzeuge auf der Plattform warteten bereits. Raiko steuerte das nächste Taxi an und ließ sich auf den Sitz fallen. Als der Pod abhob, warf er einen prüfenden Blick aus dem Fenster. Keine Verfolger zu sehen. Er gab der KI eine Adresse ein, die weit genug von seiner Wohnung entfernt lag. Sicher war sicher. Es wäre nicht das erste Mal, dass eine Gang oder ein Corp es auf einen Freelancer wie ihn abgesehen hatte.

Die KI steuerte geschickt durch den chaotischen Verkehr, der selbst zu dieser späten Stunde nicht weniger wurde. Grelle Reklametafeln flogen vorbei, ihre Botschaften brannten in flammenden Lettern durch die Nacht. Der Hitch Tower ragte vor ihnen auf. Bald würden sie von der Schnellspur abbiegen. Bald war er endlich zu Hause.

Seine Augenlider wurden schwer. Er rieb sich die brennenden Augen. Er durfte nicht einschlafen. Diese Nacht war perfekt für die Beschwörung eines Trackers. Das schwache, grünliche Leuchten am Himmel war ein eindeutiges Zeichen dafür, dass die Frakturgrenze durchlässiger war als sonst.

Der Verkehr über ihnen glitt auf mehreren Ebenen dahin, während sie an der Ausfahrt zum Hitch District warteten. Eine lange Schlange hatte sich gebildet, die auf Einlass in den abgesicherten Wohndistrikt warteten.

Spontane Kontrollen?

Salras beiläufige Frage konnte die Anspannung nicht verbergen, die in ihr mitschwang.

Raiko nickte und er versuchte durch das Fenster einen Blick auf den Grund der Verzögerung werfen zu können. Die Pods bewegten sich jetzt nur noch langsam, nur wenige Meter vorwärts, bis gänzlich zum Stehen kamen. Dann sah er es. Hell erleuchtete Sperren, vielleicht fünfzig Meter entfernt. Das dunkle Violett der Uniformen. Das leuchtende weiße Kreuz auf den Rücken.

"Shit. Die Inquisition." Seine Stimme war nur ein Krächzen. Er zog hastig den Ärmel über die Stelle, wo der Registrierungschip unter seiner Haut saß.